Warmumformung erklärt: Grundlagen und Anwendungen

Dietach, Steyr - Die Herstellung von Fahrzeugstrukturbauteilen aus ultra-hochfesten Materialien stellt eine erhebliche umformtechnische Herausforderung dar. Aufgrund ihrer außergewöhnlichen Festigkeit erfordern diese Materialien deutlich höhere Umformkräfte, was die Belastung der Presswerkzeuge und die Anforderungen an die Presse erhöht. Gleichzeitig führen diese erhöhten Presskräfte zu einer Zunahme der Bauteilrückfederung, was unerwünschte Auswirkungen auf die Qualität der hergestellten Bauteile haben kann. Um diesen Konflikt zwischen steigender Materialfestigkeit und geringeren Umformkräften zu lösen, kommt die Warmumformung zum Einsatz, die auch als Form- oder Presshärten bekannt ist.

Was genau ist Warmumformung? 
Die Warmumformung ist ein Verfahren in der Metallverarbeitung bzw. Blechumformung, bei dem Metall bei erhöhten Temperaturen umgeformt wird, mit dem Ziel einer Härtesteigerung. Dabei wird das Material über seiner Rekristallisationstemperatur geformt und anschließend rasch abgeschreckt bzw. abgekühlt. Die Rekristallisationstemperatur liegt normalerweise zwischen 40 und 60 Prozent der Schmelztemperatur des Materials und kann je nach Legierung des Materials variieren. In der Warmumformung sprechen wir hierbei von Austenitisierungstemperatur. Das ist jene Temperatur bei der Stahl unter Zuführen von Wärme Austenit bildet. Bei Stahl sind etwa 900 °C notwendig, um die Platine 100%-ig zu rekristallisieren. Durch die Temperaturerhöhung verändert sich das Gefüge des Werkstoffs, dass zum Abnehmen der Härte und zu einer wesentlich besseren Umformbarkeit des Metalls bei geringerem Kraftaufwand führt. 

Wie verläuft der Prozess der Warmumformung?
Bei der Warmumformung wird eine Formplatine aus Stahlblech zuerst, wie oben erwähnt, auf eine Temperatur oberhalb seiner Austenitisierungstemperatur (ca. 900 °C) erhitzt. Diese Temperatur liegt über der kritischen Temperatur, bei der das Metall seine kristalline Struktur ändert. Durch die Erhöhung der Temperatur wird das Metall weicher und lässt sich leichter verformen. Anschließend wird die erhitzte Platine innerhalb weniger Sekunden in das Umformwerkzeug transferiert und beim Umformen und Härten schnell abgekühlt, um eine ausreichende Abschreckung zu gewährleisten. 

Welche Vorteile bringt die Warmumformung mit sich?
Die Warmumformung bietet eine Reihe von Vorteilen. Durch die erhöhte Umformbarkeit des Metalls können komplexe Formen und enge Toleranzen bei gleichzeitig höchster Festigkeit erreicht werden. Darüber hinaus können durch die Verwendung von erhöhten Temperaturen Materialspannungen und Verformungskräfte reduziert werden. Dies trägt zur Verbesserung der Bauteilqualität und Verschleißbeständigkeit und reduziert die Wahrscheinlichkeit von Rissen oder anderen Fehlern im Material.

In welchen Bereichen wird die Warmumformung am häufigsten eingesetzt?
Die Anwendung der Warmumformung findet in verschiedenen Industriezweigen statt. Besonders im Automobilbau, in der Luft- und Raumfahrt, im Maschinenbau und in der Schwerindustrie wird die Warmumformung häufig eingesetzt. In der Automobilindustrie werden meistens sicherheitsrelevante und tragende Karosseriebauteile warmumgeformt wie zum Beispiel A-Säulen, B-Säulen, Stoßfänger, Längsträger, etc.

Warmumformung

Transfer der Formplatinen